5. Dezember 2017 Diskussion/Vortrag Autoritärer Kapitalismus ohne Ausweg?

Alternativen jenseits von herrschender Politik und rechtem Nationalismus

Information

Veranstaltungsort

Uni Kiel - CAP 2 (Hörsaal A)
Christian - Albrechts - Platz 2
24118 Kiel

Zeit

05.12.2017, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Gesellschaftstheorie, Kapitalismusanalyse

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Genau zehn Jahre nach ihrem Beginn offenbart die globale Krise rückblickend eine immens beschleunigte Geschichte: Die Finanzkrise von 2007 weitete sich rasch zur Weltwirtschaftskrise aus und wurde mit dem staatlichen Krisenmanagement in eine Staatsschuldenkrise überführt. Das Scheitern der Ansätze einer grünen Kapitalismusreform von oben mündete in die globale austeritätspolitische Wende vom Frühjahr 2010. Auch infolge derselben entstand ab 2011 wiederum ein neuer Tarrowscher Massenprotestzyklus (Arabischer Frühling, Israelischer Sommer, Wisconsin Uprising, Occupy Wall Street 2011, Fight for 15, Occupy Nigeria und Canadian Maple Spring 2012, chilenische Bildungsstreiks 2011-2013, 15-M u.a. südeuropäische Anti-Troika-Proteste 2011-2015 etc.), der jedoch politisch in einer Weise wirkungslos blieb, dass jenseits des alten Bewegungshorizontalismus neue linke Staatsmachtprojekte rehabilitiert wurden. Zugleich haben sich - teilweise auch in Folge dieser Massenproteste - neue Kriege wie ein Feuerring um Europa gelegt (Ukraine, Syrien, Irak, Libyen, Mali) und der furchtbare Stellvertreterkrieg in Syrien blutet nicht nur Millionen flüchtende Menschen aus, sondern er verstärkt durch die Beteiligung der NATO-Staaten zugleich die Terrorgefahr im "Westen". In dieser Gemengelage hat sich politisch eine dreifache Polarisierung zwischen einem neoliberal-imperialen Machtblock ergeben, das nach rechts zu einem autoritären Nationalismus (Trump, UKIP, Front National, AfD, FPÖ, PVV, Schwedendemokraten, etc.), der nunmehr an die Schalthebel der Macht greift, und nach links zu einem (klassen-)konfliktorientierten, linken Sozialdemokratismus/Neosozialismus (Sanders, Corbyn, Mélenchon, DIE LINKE, Podemos, SYRIZA bis Juli 2015, etc.) ausfranst. Indes: Während der Establishment-Machtblock sich politisch zunehmend schwach zeigt und durch seine politische Schwäche weiter in den Autoritarismus rutscht, bleibt er gesellschaftlich durch die normative Macht der faktischen Transnationalisierung kapitalistischer Sozialverhältnisse stark. Und während der rechte, autoritäre Nationalismus den Machtblock kritisiert, mangelt es ihm an einem tragfähigen politischen Alternativprojekt. Zugleich zementiert sein Autoritarismus wiederum die Autoritarismustendenz des transnational-imperialen Machtblocks. Vor diesem Hintergrund geht der Vortrag der Frage nach: Wie kann es in dieser Situation dem linken, dritten Pol gelingen, nicht nur politisch sichtbar und sozial erfahrbar werden, sondern der normativen Kraft des faktischen globalen Kapitalismus ein alternatives Projekt entgegenzusetzen
 
Ingar Solty ist Referent für Außen-, Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Letzte Bucherveröffentlichungen: „Richtige Literatur im Falschen? Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik“ (hgg. mit Enno Stahl, 2016), "Exportweltmeister in Fluchtursachen? Die neue deutsche Außenpolitik, die Krise und linke Alternativen" (2016), „Die USA unter Obama: Charismatische Herrschaft, soziale Bewegungen und imperiale Politik in der globalen Krise“ (2013) „Imperialismus“ (mit Frank Deppe u. David Salomon, 2011).

Kooperation mit dem Referat für Politische Bildung des Asta der CAU Kiel
 

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