Nationale Bildungsstandards

Von der Bildungs- zur Leistungspolitik. Die Autoren Torsten Feltes und Marc Paysen zeigen, wie "Bildungsstandards"zu einer erweiterten "Leistungsschule" führen. Mit einem Nachwort von Michael Löbig. Die Einführung von Bildungsstandards an allgemeinbildenden Schulen ist seit nahezu 30 Jahren wieder der Versuch, eine grundsätzliche Bildungsreform umzusetzen.

Die Einführung von Bildungsstandards an allgemeinbildenden Schulen ist seit nahezu 30 Jahren wieder der Versuch, eine grundsätzliche Bildungsreform umzusetzen. Wegbereitende Maßnahmen dafür waren die seit fast 15 Jahren betriebenen nationalen und internationalen Schulleistungsstudien. Die PISA-Studie hat dabei das größte Aufsehen erregt. In der Schule werden die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler nicht etwa angeglichen, sondern erhalten und verschärft. Zehn Prozent der deutschen Schüler verfügen höchstens über rudimentäre Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen. Den Schluss, dass dies bildungspolitisch gewollt ist, mochten die PISA-Forscher aber nicht ziehen. Statt dessen waren sie sich mit den Bildungspolitikern einig, dass es den deutschen Schulen vor allem an einem fehle: neuen Einrichtungen zur Qualitätskontrolle.

Das Instrument für die Kontrolle schulischer Lernresultate sollen die nationalen Bildungsstandards sein. Durch sie wird jede einzelne Schule in ihrer Leistung mess- und national vergleichbar. Die Einführung eines solchen Referenzsystems führt jedoch gleichzeitig zu Veränderungen bei den Lehrinhalten. Weil die einzelne Schule bewertet werden soll, müssen ihr auch autonome Entscheidungen hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung überlassen bleiben. Deshalb werden die staatlichen Lernpläne auf Kerncurricula reduziert, deren weitere Ausgestaltung im Belieben der Schulen liegt. Auf diese Weise kann der Qualitätswettbewerb zwischen den Schulen eröffnet und Bildungs- in Leistungspolitik transformiert werden.

Inhalt

Einleitung

1. Die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz zur Einführung von Bildungsstandards
1.1 Zum zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang der Beschlüsse
1.2 Wissenschaftliche Expertise und politische Entscheidung - Übereinstimmungen und Unterschiede
1.3 Zu einigen bildungstheoretischen Implikationen der beschlossenen und geplanten Reformmaßnahmen

2. Von der Steuerung durch Lehrpläne (Input) zur Steuerung durch Bildungsstandards (Output)
2.1 Die Grundthesen der Bildungsreformer zur Output-Orientierung
2.2 Zum Verhältnis von Input und Output
2.3 Schulpolitik durch Lehrpläne - ein geschichtlicher Abriss
2.4 Die Lehrplankritik von Klieme et al.
2.5 Zur Output-Orientierung durch Bildungsstandards

3. Standardisierung in anderen Staaten
3.1 Polen
3.2 Finnland
3.3 Schweden
3.4 Großbritannien
3.5 Vereinigte Staaten von Amerika

4. Die grundsätzliche Funktion von Schule und was Bildungsstandards daran ändern
4.1 Zum Begriff der Schule
4.2 Der Stellenwert des Leistungsaspekts
4.3 Leistungsmessung und Bildungsstandards
4.4 Schülerleistung plus Lehrerleistung - eine neue Leistungsschule

5. Von der Volksbildung zum lebenslangen Lernen - ein Paradigmenwechsel im gegenwärtigen Bildungsverständnis
5.1 Bildungsreform und Bildungsbegriff
5.2 Die pragmatische Reduktion der Allgemeinbildung
5.3 Die Widersprüchlichkeit des herrschenden Bildungsverständnisses und dessen gesellschaftliche Basis
5.4 Resümee und Ausblick

Die Verdunklung des Bewusstseins - ein Nachwort

Torsten Feltes / Marc Paysen
Nationale Bildungsstandards
Von der Bildungs- zur Leistungspolitik
Mit einem Nachwort von Michael Löbig
204 Seiten, VSA-Verlag 2005 ISBN 3-89965-151-0 EUR 14,80 Gefördert von:
werkstatt utopie und gedächtnis e.V.
Rosa-Luxemburg-Stiftung - Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e.V

Vergleiche dazu:
Bildungsgerechtigkeit durch Bildungsstandards? (Torsten Feltes) In: rls Standpunkte 16/2005 (extern, rls), als pdf
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