Die Gesundheitskarte kommt

Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen der Gesundheitskarte

Die elektronische Gesundheitskarte kommt. Die gemeinsame Veranstaltung mit attac, dem Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung Kiel und der freien Ärzteschaft soll darüber informieren, was die Krankenversicherten zu erwarten haben. Datenschutz- und bürgerrechtliche, gesundheitspolitische und andere Aspekte werden diskutiert. Seit April diesen Jahres wird die elektronische Gesundheitskarte von den Krankenkassen sowohl bei gesetzlich- wie auch bei privat-Versicherten eingeführt. Zum Einen ist Sie eine Art Schlüssel, mit dem alle Personen, die einen Heilberufsausweis haben, die gesamte Krankenakte, die dann im Internet steht, einsehen können. Zum anderen soll sie Notfall- und Grunddaten enthalten, also Diagnosen, Allergien und Medikamente. Ob diese Daten im Notfall jedoch verfügbar sind wird bezweifet. Von dieser Karte erhoffen sich die Krankenkassen die Vermeidung von Mehrfachuntersuchungen und eine bessere Kontrolle der Ärzte. Weitere Ziele sind die Einführung der elektronischen Überweisung, aber auch die Erstellung von Krankheitsrisikoprofilen. Weiterhin propagieren die Befürworter eine Arbeitserleichterung, höhere Behandlungssicherheit und Geldersparnis. Die Kritiker bezeichnen das als Lügen.
eRezept
Die Karteninhaber sollen an öffentlichen Terminals die Möglichkeit haben, zu entscheiden, welche Daten sie für Ärzte öffentlich machen, es soll jedoch auch einen Bereich geben, auf dem z.B. Suizidversuche vor dem Patienten versteckt gespeichert werden. Das eRezept erlaubt es dem Patienten nicht mehr (ohne weiteres), selber einen kontrollierenden oder interessierten Blick auf den Inhalt des Rezeptes zu werfen. Außerdem wird befürchtet, dass das System so komplex wird, dass viele Patienten davor zurückschrecken, Daten zu sperren.
Missbrauch möglich
Nicht zuletzt werden auch Große Gefahren des Missbrauchs bei Patientenverfügungen, die auch im Zusammenhang mit eGK erstellt werden sollen, und Eingabefehler gefürchtet. Aus Krankheitsbildern von Eltern können negative Folgerungen auf Anfälligkeiten und Krankheitsbilder von Kindern und Kindeskindern gefolgert werden - mit den entsprechenden Folgen für die Zusammenarbeit mit Versicherungen und Arbeitgebern. Krankheitsprofile sind äußerst sensible Daten und sehr interessant z.B. für Arbeitgeber oder Versicherungen. Freie Ärzteschaft Die freie Ärzteschaft und Datenschützer haben erhebliche Bedenken, da der Datenschutz nicht ausreichend ist und keiner die riesigen Datenmengen kontrollieren kann. Bei dieser Veranstaltung sollen sowohl die Befürworter als auch die Kritiker die Gelegenheit bekommen ihre Positionen zu erläutern. Datenschutz
Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte geschieht in einer Zeit, in der die Risiken der modernen Datenverarbeitung und des Internet in der Öffentlichkeit deutlich werden und zu einer zunehmenden Beunruhigung der Bevölkerung führen. Die neue technische Infrastruktur wirkt wie eine Katastrophe auf die bewährten und geläufigen Kommunikationsweisen von Sprache und Schrift. Ungewohnte Möglichkeiten der elektronischen Überwachung und Kontrolle, die Eröffnung neuer krimineller Handlungsräume und insgesamt nicht absehbare Folgen erzwingen eine Auseinandersetzung der Bürger über ihre Gestaltungsmöglichkeiten angesichts der vielen diffusen Bedrohungen. Hierzu soll die Veranstaltung einen Anfang machen. Die elektronische Gesundheitskarte ist nur ein Beispiel für die Art und Weise wie heute weit reichende technische Neuerungen eingeführt werden. Wir schlagen vor die neue Karte zu verweigern. Die Bürgerrechte werden nicht berücksichtigt. Vielmehr steht zu befürchten, dass die Karte zu einer weiteren Einschränkung der Anrechte der Bürger auf Krankenbehandlung verwendet wird und der grundrechtlich zu schützende informationelle Privatbereich missachtet wird. Darüber hinaus wird das Arzt-Patientenverhältnis durch die elektronische Gesundheitskarte mit vielen Missbrauchsmöglichkeiten weiter belastet. Es wird wieder weniger um eine besondere soziale Lage der Kranken gehen, nicht um das Gespräch und nicht um die Ermöglichung von Vertrauen zwischen Arzt und Patient.