Demokratie und Globalisierung

Waren die Energien der kapitalistischen Gesellschaft bislang durch die nationalstaatlichen Verfassungen, durch nationales Recht und nationale Politik, geregelt und auch gezügelt, so scheinen auf dem Weg der Globalisierung diese nationalstaatlichen Bindungen den gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr zu entsprechen.

Der Bourgeois, von dem Marx und Engels schon im Kommunistischen Manifest festgestellt hatten, dass sein Ort nicht die Nation, sondern der Weltmarkt sei, hat sich offenbar endgültig vom citoyen, vom politischen Bürger, emanzipiert. Jenseits nationalstaatlicher Souveränität wird es schwierig mit der Demokratie. Es gibt Weltwirtschaft, Weltrecht Weltpolitik und Weltkommunikation - von globaler Demokratie kann dabei bisher wohl keine Rede sein.
Kann die Weltgesellschaft demokratisch gestaltet werden? Bedarf es hierzu noch zentraler und hierarchischer Instanzen der Gesetzgebung und Durchsetzung? Oder können wir uns einfach auf die ungesteuerte, vielleicht unsteuerbare Evolution dezentraler Netzwerke verlassen? Wächst eine medial erzeugte transnationale Zivilgesellschaft? Die globalen Transformation der Demokratie können mit Hilfe dreier Leitbegriffe der Weltwirtschaftsordnung (Demokratie und Markt), des Weltrechts (Politik und Recht) und der Weltinformationsordnung (Öffentlichkeit und Massenmedien) diskutiert werden. Prof. Dr. Hauke Brunkhorst ist seit 1997 Professor und Leiter des Instituts für Soziologie in Flensburg, zuvor hatte er unter anderem bereits die Lehrstühle für Erziehungswissenschaften (Mainz), Philosophie (Frankfurt/M.) und Politische Theorie (Berlin und Duisburg) inne. Der vielseitige Gesellschaftsphilosoph und Kulturwissenschaftler hat sich im Rahmen seiner unzähligen Publikationen auch intensiv mit Habermas und dessen philosophischen Denken auseinandergesetzt.