Einführung in die postkoloniale Theorie und Critical Whiteness-Forschung

Die Postkoloniale Theorie zerlegt die Baugerüste gesellschaftlicher Machtstrukturen und analysiert Brüche und Kontinuitäten kolonialer Denkmuster

Beispielsweise ist die Einteilung von Ländern in "entwickelt" und "unterentwickelt" zurückzuführen auf ein dominantes Modell von Modernisierung, indem der Maßstab der Weißen westlichen Länder als universell gültig angesehen wird. Die Postkoloniale Theorie richtet den Fokus auf Machtstrukturen, die sonst unsichtbar sind und hilft, Kontinuitäten in Konzepten zu erkennen. Begrifflichkeiten werden ausgetauscht, die dahinter stehende Konzepte oft nur abgewandelt: aus "zivilisieren" wird so z.B. "entwickeln". Beim Begriff "unterentwickelt" schwingen Botschaften wie Unfähigkeit, Passivität, Armut, Ursprünglichkeit und Chaos mit, ähnlich wie bei der Bezeichnung "unzivilisiert". Die Critical Whiteness Forschung (Kritische Weißseinsforschung) bleibt nicht bei der Analyse der Darstellung der Anderen stehen, sondern richtet den Blick auf das Eigene, in unserem Falle Weißsein. Timo Kiesel hat in seinen Untersuchungen über die Werbung von „Hilfsorganisationen“ in Deutschland das dort konstruierte Bild hinterfragt und setzt sich mit den gesellschaftlichen Stereotypisierungen auseinander, die zu einer Definition „der Anderen“ führen. Besondere Bedeutung wird dabei der Tatsache zugemessen, dass die „Hilfsorganisationen“ im öffentlichen Raum ein Quasi-Monopol auf die Darstellung „Schwarzer“ Menschen haben. Hier zeigt sich Rassismus als ein Mainstream-Phänomen der Weißen deutschen Gesellschaft.